DRITTE SZENE (komplett)
FINEA tritt auf mit ihrem Schulmeister LEANDRO
FINEA: Das — das — nein, nein, das kann ich niemals lernen!
CELIA: Schau, deine Schwester kommt mit ihrem Lehrer.
NISA: Liest sie nun schon?
LEANDRO: Ihr bring ich Lesen bei und mir Geduld! Was ist das hier?
FINEA (freudig): Buchstabe!!
LEANDRO: Das ist klar,
mein liebes Kind, klar wie die helle Sonne!
mein liebes Kind, klar wie die helle Sonne!
FINEA: Ach ja! Hahahaha! Das ist die Sonne,
wenn sie am Morgen auf das Kohlfeld scheint.
wenn sie am Morgen auf das Kohlfeld scheint.
LEANDRO: Das ist ein K. Wir Spanier kennen es
in unsrer Sprache nicht. Die Deutschen aber
und auch die Briten gebrauchen diesen Laut.
in unsrer Sprache nicht. Die Deutschen aber
und auch die Briten gebrauchen diesen Laut.
FINEA: Warum muss ich’s dann lernen? Ich bin doch keine Ditsche oder Pritsche.
NISA: Sie geht mit ihrem Hirn sehr sparsam um.
CELIA:Muss sie auch! Sie hat nicht viel davon.
FINEA:Und was sind das für Kringel und Krakel da?
LEANDRO: Buchstaben sind die andern auch.
FINEA: O weh! So viele gibt's!
LEANDRO: Im ganzen sind es fünfundzwanzig, Kind.
FINEA: Dann hört mich ab. Manche kann ich schon ganz gut.
LEANDRO: Soso! Und was ist das?
FINEA: Das . . . weiß ich nicht!
LEANDRO: Und das?
FINEA: Das weiß ich . . . auch nicht.
LEANDRO: Und dieses da?
FINEA: Das Runde? Hmm . . .! Buchstabe?
LEANDRO: Ach ja!
FINEA: War es richtig?
LEANDRO: Heilige Einfalt!
FINEA: Ja, ich wusst’s doch, das war die heil'ge Einfalt,nur hatte ich es grade jetzt vergessen.
LEANDRO: Nun sprich mir nach: H, i, n, hin.
FINEA: Wo gehn wir hin?
LEANDRO: Darüber sorg dich nicht. Lies mir nach!
FINEA: So wollt Ihr mir nicht sagen, wo wir hingehn?
LEANDRO: Um die Buchstaben geht's. Schau sie dir richtig anund sprich mir
deutlich nach: H, e, r, her.
FINEA: Woher?
LEANDRO: Dorther, wo ich jetzt weilen möchte,
Um niemals wieder dich zu sehn. Mein Gott, geht's weiter so, verlier ich den Verstand!
Um niemals wieder dich zu sehn. Mein Gott, geht's weiter so, verlier ich den Verstand!
FINEA:Erst sagt Ihr hin, nun sagt Ihr her!
Euch glaub ich gar nichts mehr.
Euch glaub ich gar nichts mehr.
LEANDRO: Pass besser auf, sonst muss ich dich bestrafen.
FINEA: Mich? Wer lügt denn hier die ganze Zeit
mit seinem Her und Hin?
mit seinem Her und Hin?
LEANDRO: Dich will ich buchstabieren lehren! Gib deine Hand.
(Er gibt ihr mit dem Stock einen leichten Schlag auf die Hand. Sie springt auf. Er läuft weg, sie wütend hinter ihm her.)
FINEA: Was fällt Euch ein! Nehmt Euch in acht!
CELIA: Gleich kratzt sie ihm die Augen aus!
LEANDRO: O Fräulein Nisa, schützt mich!
NISA: Was tust du deinem braven Lehrer an?
LEANDRO: Haltet sie doch fest!
FINEA: Er hat's verdient!
NISA: Weshalb?
FINEA: Grad hatte ich zwei Laute gut gelernt,
die heil'ge Einfalt und . . . und das K.
die heil'ge Einfalt und . . . und das K.
CELIA: Immerhin, die heil’ge Einfalt kann sie schon.
FINEA: Nicht wahr? Und gut! Dann sagte er: Gib mir
die Hand, wir gehn ein bisschen hin und her.
Ich gab sie ihm, da nahm er seinen Stock,
mit einer dicken Eisenkugel dran,
und schlug mich, dass die Haut wie Pfeffer brennt!
die Hand, wir gehn ein bisschen hin und her.
Ich gab sie ihm, da nahm er seinen Stock,
mit einer dicken Eisenkugel dran,
und schlug mich, dass die Haut wie Pfeffer brennt!
LEANDRO: Wenn Euer Vater, teures Fräulein Nisa,
mir alles schenkte, was sein Eigen ist,
und alles Gold der Welt dazu, ich lehnte
es ab, ihr weiter Unterricht zu geben! (Ab.)
mir alles schenkte, was sein Eigen ist,
und alles Gold der Welt dazu, ich lehnte
es ab, ihr weiter Unterricht zu geben! (Ab.)
FINEA: Warum zerbricht der Lehrer mir den Kopf
mit seinem Hin und Her und Her und Hin!
mit seinem Hin und Her und Her und Hin!
NISA: Es will der Vater unser Wissen bilden.
FINEA: Das Vaterunser kann ich aber doch! (zu Celia)
Komm, wickle mir ein Tuch um meine Hand.
Komm, wickle mir ein Tuch um meine Hand.
CELIA: Bös wird der Vater sein, wenn er's erfährt.
FINEA: Ach liebste, beste Celia, sag ihm nichts!
Ich will dir auch was Wunderschönes schenken!
Ich will dir auch was Wunderschönes schenken!
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