Freitag, 12. März 2010

Die als Schulbusse eingesetzten Fahrzeuge sind überwiegend die ausgemusterten Linienbusse: 
alt, laut, schlecht isoliert, aber im Vergleich recht bequem - und sie fahren nunmal.
Bei so vielen, unverschämpterweise permanent atmenden, Schülern jeden Morgen beschlagen die Scheiben innerhalb kürzester Zeit . Die kleinen Belüftungsschlitze versuchen halbherzig, die Fenster wieder frei zu pusten - mit dem Ergebnis, dass an der oberen Seite kleine, freie Elipsen entstehen. Sonst ist die Scheibe lediglich klar zu durchblicken, wenn sie einer der dunstverursachenden Schüler ein Guckloch hineinreibt oder sie unfreiwillig mit der Schulter putzen. Die Scheiben beschlagen langsam und unauffällig, und kaum einer bemerkt, dass irgendwann das Leben draußen von einem grauen Schleier behängt und matt erscheint.

Konturen bleiben dieselben, Menschen, Häuser, lediglich Straßenschilder sind schlecht zu lesen. Die Farben sind noch blasser, als einer der hoffentlich letzten winterlichen Tage im März sie eh schon hervorbringt. 

Mit zwei Fingern - ich fahre rückwärts - treibe ich ein verzerrtes Loch in den Nebel meiner Scheibe...
und erschrecke fast über die ironischen Parallelen von diesem kleinen, alten Bus zu der kleinen großen Welt.

So viel, so selbstverständlich, egal ob gut ob schlecht, nur aus der Entfernung wahrgenommen,

Wie schmecken und riechen bei Erkältung,
hören mit Druck auf den Ohren,
wie sehen durch beschlagene Scheiben.

Nehmen wir das Leben nicht mehr wahr?
Sehen wir es als selbstverständlich?

Wie die Schleier, die langsam aber stetig die Sicht vernebeln, bemerkt man nicht, die die Gewohnheit beständig den Wert des Besonderen stiehlt.
Dass ein Mensch dich häufig zum Lachen bringt, macht es nicht selbstverständlich, den Menschen aber umso unentbehrlicher - jedes Lachen ist wie ein Sonnenstrahl, selbst wenn im März noch Winter ist.

Und der Regen scheint schon wärmer...

[Bus]

1 Kommentar:

  1. wunderschöner Text. den musst du mir unbedingt noch mal aufschreiben...
    küsschen. <3

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